Ellerbek Gestern

1464

Die älteste bekannte und erhaltene schriftliche Erwähnung Ellerbeks stammt aus dem Jahr 1464. Es handelt sich hierbei um das „Pinneberg-Hatzburger Einnahme- und Ausgaberegister“ [1]. Hier finden sich im Steuerverzeichnis die Namen der Hofbesitzer und die Höhe der zu entrichtenden Steuern:
Ellerbeke
 
Michaelis        (29. September)
Lichtmess       (2. Februar)
Pinxten           (Pfingsten)
Marquart                      1 Pfund
Claus Kutenholt           1 Pfund
Warncke                      1 Pfund
Dreyer                         1 Pfund
De olde Kutenholt        8 Schillinge
Rencke Kutenholt         1 Mark.
Heinz Langeloh stammt aus Ellerbek vom Kirchenstieg und hat sich lange mit der Höfegeschichte Ellerbeks beschäftigt. Er vermutet, dass es sich bei den ersten 4 „Hofmännern“ mit den hohen Steuerbeträgen wohl um die Oberhäupter von Großfamilien handelt. Rencke und „de olde“ Kutenholt besaßen hingegen offenbar eine eigene gemeinsame Hofstelle in der Hauptstraße 11-13 (nach heutiger Zählung).
Den Hof von Claus Kutenholt lokalisiert Herr Langeloh gegenüber auf der anderen Straßenseite. Der Warncke-Hof befand sich wohl im Bereich Kirchenstieg/Dorfstraße, der Marquard-Hof weiter südlich in der Dorfstraße und der Dreyer-Hof im Bereich Kellerstraße/Hauptstraße.
[1] Landesarchiv Schleswig-Holstein (LAS) Abt. 3 Nr. 601
Martin Ramcke

1588 -  Ellerbek auf der großen Landtafel der Grafschaft Holstein-Schauenburg

Hier ein kleiner Ausschnitt aus der ältesten Karte, in die unser Ellerbek eingezeichnet wurde. Graf Adolf XIV. (1582-1601) erteilte dem Maler Daniel Frese den Auftrag, ,,den Anteil der Grafen von Schauenburg im Land zu Holstein in Olie Ferbe" zu malen.
Für die umfangreichen Vermessungen und Recherchen zog Frese mit einem Gehilfen drei Jahre durch das Land. Die ausführliche Karte zeigt unter anderem den Ochsenweg und sogar Schlagbäume, Richtstätten, Wind- und Wassermühlen.

Der Graf ordnete an, dass die Karte (mit den beachtlichen Ausmaßen von 4,5 x 5 Metern) ,,da uff Unserem Haus Pinnebergh [1] also verwahrlich hingehängt werde, dass kein Ratten oder Meus dazukommen“ könnten. Tatsächlich hat die Karte nie in Pinneberg gehangen. Frese hatte sie in Stadthagen abgeliefert. Heute befindet sie sich im Schloss des Fürsten von Schaumburg-Lippe in Bückeburg. Wer nicht so weit fahren möchte, kann sich auch die Kopie in gleicher Größe im Ratssaal des Pinneberger Rathauses anschauen.

[1] Die Darstellung des Schlosses entspricht der Realität, es wurde 1472 erbaut und stand am Zusammenfluss von Pinnau und Mühlenau, also im Bereich Mühlenstraße/Koppelstraße/Hochbrücke. Die letzten Ruinen sollen um 1720 entfernt worden sein. Allerdings wurden beim Bahnbau (die Trasse schneidet das Schloßgelände) 1844 noch Fundamentsteine des Schlosses in den Brücken über die Pinnau und die Mühlenau verbaut.
Martin Ramcke

1591

126 Jahre nach der ältesten Steuerliste finden wir in der des Jahres 1591 bereits 13 Hofstellen, die durch Teilungen und Auflösung der großen Familienverbände entstanden sein werden. Folgende Familiennamen werden genannt: Claus, Cordes, Dreier, Crone Hagenn, Klink, Kutenholt, 2x Ramcke, Schlüter, 2x Timm, 2x Warncke.
Martin Ramcke

1627 - Ein Soldatenfriedhof aus dem 30-jährigen Krieg in Ellerbek?

Einen Hinweis geben uns die ersten Flurkarten von Ellerbek aus den Jahren 1784 bis 1790. Die einzelnen Grundstücke sind hier mit ihren „Flurnamen“, die damals jeder Einwohner kannte, bezeichnet. [1]
Für ein Flurstück am Ende der heutigen Straße Dubenhorst notierte der Kartograph: „Engelsch Karkhof“.

Im Jahre 1949 schrieb Margret Langeloh (verh. Hanf) in ihrer Hausarbeit „Geschichtliches über Ellerbek“, dass sich früher am Dubenhorst ein Rondell, umgeben von einem Erdwall, befunden hat. [2]

Sie hat die Anlage selber nicht mehr gesehen, berichtet aber:
„Auch der verstorbene Bauer Hinrich Ostermann konnte sich noch sehr gut erinnern, daß ihm sein Großvater erzählte, auf dem Engelschkarkhoff seien englische Soldaten begraben.“

Bei dem Wort Karkhof oder Karkhoff handelt es sich um die Plattdeutsche Bezeichnung für Friedhof (Kirchhof). Engelsch bedeutet Englisch.

Tatsächlich wurde das Pinneberger Schloß im Jahre 1627 von General Tilly persönlich belagert. Als er sich zu nah heran traute, schoss ihm ein Verteidiger ins Bein. Sein Lager soll sich am Damm befunden haben, wo eine der alten Eichen (Kreuzung Damm/Waldstraße) heute den Namen „Tilly-Eiche“ trägt.

Auf dem Schloß Pinneberg war zu dieser Zeit eine schottische Kompanie, im Dienste des Dänischen Königs, stationiert. Sie kapitulierte am 12.09.1627.
Auch unter Tillys Söldnern werden Engländer oder englisch sprachige Soldaten gewesen sein.

Sollen wir spekulieren ?
Könnte der Ursprung der Anlage aus noch älterer Zeit stammen ? Sind es vielleicht die Reste eines Hünengrabes gewesen?

Ob es nun ein Gefecht in Ellerbek gegeben hat oder ob in Ellerbek einquartierte Soldaten an Krankheiten oder an ihren Verletzungen verstorben sind und hier begraben wurden, wissen wir leider nicht. Wir haben nur die mündliche Überlieferung und den uns überkommenen Flurnamen.

[1] Heute trägt jedes Grundstück eine Nummer. Viele der alten Flurbezeichnungen finden sich jedoch in unseren Straßennamen wieder: Z. B.
Mohr Camp – Moorkampsweg,
Kröencamp – Krönkampsweg oder
Moraz – Moratzentwiete.

[2] Da die Anlage schon vor über 100 Jahren eingeebnet wurde und längst überbaut ist, finden sich leider keine Spuren mehr im Gelände.
Martin Ramcke

1754 -  same same but different

Bürgermeister und Bauernvogt, das gleiche Amt und doch ganz anders.
 
Unser Bürgermeister stammt heute bekanntlich aus den Reihen der von uns gewählten Gemeindevertreter. Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde das Amt des Untervogtes oder Bauernvogtes noch vom Landdrost in Pinneberg besetzt. Dabei war nicht entscheidend, wen die Einwohner wollten, sondern es wurde eine zuverlässige Person aus dem Kreise der im Dorfe ansässigen Bauern ernannt. Schließlich sollte der Bauernvogt, als Unterbeamter für den König, zum Beispiel die Steuern eintreiben, die königlichen Wälder, Moore und Ländereien im Auge behalten, Verbrecher stellen und eine Art Melderegister führen, in dem die besitzlosen Landarbeiter erfasst wurden. Als Entschädigung war er von den Steuern und Abgaben befreit und erhielt meist auch eine Schankkonzession.

Im Landesarchiv in Schleswig (Abt. 112 Nr. 82) findet sich noch eine „Ernennungsurkunde“ des Vogtes Hans Stoldt vom ehemaligen Hof Nr. 13 (heute Dorfstraße 11 bis Kirchenstieg 9) vom 19.07.1754. Landdrost von Perckentin nahm ihm den Amtseid ab und schrieb seine Pflichten in 15 Punkten nieder, von denen einige hier wiedergegeben werden sollen.

Ihre Königl. Majest. zu Dännemarck Norwegen pp. bestallter Geheimer Rat und Landdrost der Herrschaft Pinnenberg, auch des Pinnenberg und Altonaischen Ober-Appellations-Gerichts-Präsident, und in dero Hertzogtümer Schleswig, Holstein Landrat. Ich, Gebhard Ulrich von Perckentin, Erbherr auf Hohenpritz pp. Ritter, füge hiermit zu wissen, dass nachdem der gewesene Vogt Jochim Stolt zu Ellerbeck seine Dimission [1] erhalten, nunmehr dessen Sohn Hans Stolt zum Vogt dieses Dorfes von mir angenommen worden, er dazu hiermit nach abgelegtem Eide bestellt wird, dergestalt, dass er

            1. Ihrer Königl. Majest. getreu und hold sei, auch allerhöchst derselben Bestes jederzeit suche und Schaden abwende.
            3. allen in seinem Dorfe gegen alte sowohl neue Königl. allergnädigste Verordnungen und sonstige Vorfälle sich fleißig erkundige,
                dieselben ungesäumt beim Amte angebe und nichts verschweige. Nicht weniger
            5. wenn Missetäter vorhanden, dieselben mit Hilfe der Dorfschaft in Arrest nehme und ans Amt liefere.
            6. Wenn Sterbe- oder andere Fälle sich ereignen, wovon Ihrer Königl. Majest. der Zehnte Pfenning gebührt, solche ungesäumt beim Kirchspiel-
                Vogt anzeigt, damit nichts veruntreut, bevor der Zehnte entrichtet.
            7. Auf die bei seinem Dorfe befindliche Holzung mit höchstem Fleiß Acht habe, dass davon nichts verhauen [2] werde.
            9. Mit aller Sorgfalt in Acht nehme, dass sich keine fremden Jäger oder Wildschützen einschleichen, und wenn er solche antreffen sollte, solche
                anhalte und sofort ans Amt liefere.
            11. Nicht zulasse, dass jemand in seinem Dorfe auszäune [3], oder seine Zuschläge [4] vergrößere, vielweniger dass einer eigenmächtigerweise
                  Land aus der gemeinen Weide [5], oder ein Flage [6] Torf-Moor aus dem Königl. reservierten wilden Moor sich anmaße. [7]
            13. die Monatliche Contribution und andere Gelder, so ihm von dem Dorfe einzuheben befohlen werden, zu rechter Zeit von den Eingesessenen
                  ohne einen für den andern darunter zu beschweren und zu verungleichen, einfordere.
            15. Übrigens auch alles dasjenige, was die Vogts-Bedienung weiter erfordert, so hierin nicht specificiret sein möchte, ebenso vollkommen, als wäre
                  es mit ausdrücklichen Worten hierin enthalten, getreulich in Acht nehme, und alles das tue und lasse, was einem Ehrliebenden Vogt geziemet,
                  und sein geleisteter Eid und Pflicht erheischen.
 
[1] Entlassung, Verabschiedung
[2] Bäume umhauen, fällen
[3] Zäune/Grenzen zu seinem Vorteil versetzt
[4] seine Landstücke
[5] Zu dieser Zeit gehörte nur ein Teil der Ellerbeker Feldmark (meist nur die Ackerflächen und der Hausgarten) den Einwohnern. Der Wald (Willhorn) gehörte dem König. Das noch unkultivierte Land wurde von den Einwohnern gemeinschaftlich als Weidefläche genutzt. Da es nicht eingezäunt war, hatte der Dorfhirte ein Auge auf das Vieh. Und der Vogt hatte zu verhindern, dass jemand zu Lasten der gemeinen Weide sein Eigenland vergrößerte.
[6] eine Fläche/ein Stück
[7] Auch die Moore gehörten grundsätzlich dem König. Jedem Bauern wurde jedoch ein Stück zugewiesen, das er dann ausbeuten konnte. Der gestochene Torf diente als Brennmaterial. Er wurde teilweise auch nach Hamburg verkauft. Das Ellerbeker Moor befand sich zu beiden Seiten des Moordamms zwischen Heidkoppelweg und Drosselstraße.


Die gewöhnungsbedürftige Schreib- und Ausdrucksweise ist ein wenig angepasst und gekürzt wiedergegeben.
Unser Landesherr war 1754 König Friedrich V. von Dänemark.
Martin Ramcke

1784 - Der Dorfplatz

Auf einem Platz von der Dorfstraße/Ecke Zum Sportplatz bis zur Beek stand das Vieh über Nacht, bis der Hirte es am Morgen wieder auf die Weiden führte. Hier befand sich eine Furt, die auch als Viehtränke diente. Bei Trockenheit konnte die Beek aufgestaut werden. Reste dieser Stauvorrichtung wurden kurz vor der Beekmündung in die Mühlenau gefunden.
1784 
Nach links geht der Kirchenstieg ab, nach rechts die heutige Straße Zum Sportplatz. Unten rechts: die Schu(h)le.

2013
Die Verlängerung der Dorfstraße bis zur Beek und die neue Brücke entstanden Anfang der 1980er Jahre.
Auf der Karte von 1784 habe ich den Platz gelb eingefärbt. Die wohl zwischen 1784 und 1792 realisierte Aufteilung des Platzes ist hier schön zu sehen. Die Straßen sind eingezeichnet und die verbleibenden Flächen den angrenzenden Grundstücken zugeschlagen (Nummern 9, 13,14 und 15). Nr. 13 bezeichnet die „Vogthufe“ von Hans Stoldt (siehe 1754).
Durch die Straßenbegradigung vor gut 30 Jahren wurde der dem Hof 13 zugeschlagene nördliche Teil des Platzes wieder abgetrennt. Von der Straßenecke Dorfstraße/Zum Sportplatz (rechtes Bild) kann der Betrachter den alten Platz wieder erahnen.
Martin Ramcke

Der Burstah

Wolfgang Lauer schreibt 1978 in seinem Buch „Die Ortsnamen im Kreise Pinneberg“, dass die Namen des Ellerbeker Ortsteils und der Straße „Burstah“ die gleiche Herkunft haben, wie der Große und der Kleine Burstah in Hamburg (1332 erstmals erwähnt).
Die Bedeutung des Namens ist in etwa: „Ansiedlung am Ufer“ (der Mühlenau).
Allerdings fand er den Namen in Ellerbek erstmals auf dem Messtischblatt von 1880 und vermutete, dass es sich bei unserem Burstah um einen noch sehr jungen Namen handelt.
Tatsächlich ist er bereits auf der „Varendorf´schen Karte“, einer militärischen Karte des Majors von Varendorf (in Kopenhagen), eingezeichnet und somit schon um 1790 herum gebräuchlich.
Der erste Hof südlich der Mühlenau war der heutige „Hof Langeloh“ (Burstah 3, Motiv März in unserem Kalender von 2013), der bereits im 17. Jahrhundert bestand. Die anderen Bauernstellen wurden um das Jahr 1750 herum gegründet.

Bild rechts: Der „Buhrstah“ auf der Varendorf´schen Karte (1789-1796)
Martin Ramcke

1845

Neuestes und gründlichstes Alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten
von Johann Friedrich Kratzsch, Oberlandesgerichts-Registrator zu Naumburg an der Saale.

Ellerbek. – Dorf, zum Kirchspiel Rellingen gehörig. – 57 Häuser 381 Einwohner – Königreich Dänemark. – Herzogthum Holstein. – Herrschaft Pinneberg. – Landdrostei Pinneberg. – Holsteinisches Obergericht, resp. Oberconsistor. Glückstadt. – Ellerbek liegt an einer Aue, ¾ Meile südöstlich von Pinneberg. An der Chaussee befindet sich eine Häusergruppe, Burgwedel genannt.
Martin Ramcke

Ellerbek 1855 - 1856

Johannes Schröder und Hermann Biernatzki schrieben in der „Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und des Gebiets der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübeck“:
Ellerbek, ein hübsch in einer holzreichen Gegend belegenes Dorf an einer Au, 3/4 Meile südöstlich von Pinneberg, Herrschaft Pinneberg, Haus- und Waldvogtei, Kirchspiel Rellingen; enthält 8 Vollhufen, 4 Halbhufen, 5 Drittelhufen, 1 Sechstelhufe, 2 Zwölftelhufen, 11 Sechszehntelhufen und 2 Anbauerstellen. Die Sechstelhufe liegt an der Chaussee und gehört zu der Burgwedel genannten Häusergruppe (siehe Burgwedel).
Wirthshaus, Schmiede und einige Handwerker. Schule (80 Kinder). Ar.: 798 Steuertonnen.
8 Eingesessene besitzen die hauptsächlich nordöstlich vom Dorf gelegenen Buschkoppeln Wittschroh, Rugenbek, Grothoop, Dobenhorst, im Brook und Wilhorn, zusammen 14 Tonnen, worunter 1 Tonne Nadelholz. Auf der Feldmark liegt das königliche Ellerbeker Gehege von 54 Tonnen 188 Quadrat Ruthen. Einige Hofstellen sind mit ansehnlichen Gebäuden versehen. Vormals hatte das Hamburgische Domcapitel eine Kornhebung aus diesem Dorfe.
Martin Ramcke

1900 - Carl Koop hat das Paradies erschaffen...

... zumindest in Ellerbek. Carl Hinrich Daniel Koop war etwa 5 Jahre alt als sein Vater Anton Heinrich Koop den Bauernhof im Burstah 3 (heute Langeloh) von Johann Jacob Köster erwarb. So kam die Familie 1846 nach Ellerbek.
Auf dem links von der Reetdach-Scheune am Ihlweg (Kalenderblatt März 2013 des Heimatvereins) liegenden Grundstück versuchte sich Carl Koop als Zierblumenzüchter. Wohl mit Erfolg, denn noch 1956 erinnerte sich die damals 74-jährige Frau Bornholdt (Kellerstraße 17): „An jedem Wochenende zog er mit einem Karren voll Blumen nach Hamburg und kam immer mit einer Kiepe voll Geld zurück.“
Carl Koop starb bereits 1919. Aber noch Jahrzehnte war sein mit Hohen Thuja, Schneeglöckchen, Narzissen und Krokussen bewachsenes Grundstück bei den Ellerbekern als das „Paradies“ bekannt.
Martin Ramcke


1921 - Notgeld der Gemeinde Ellerbek

Während und nach dem 1. Weltkrieg wurde in Deutschland das Kleingeld knapp. Vor allem die noch aus Silber geprägten Münzen hatten durch die Inflation einen höheren Materialwert, als ihren geprägten Nennwert. Deshalb landeten die Münzen in den Sparstrümpfen und waren so dem Wirtschaftskreislauf entzogen. Aufgrund des Fehlens gesetzlicher Zahlungsmittel, haben z.B. Unternehmen, Banken und Gemeinden das sogenannte Notgeld in Umlauf gebracht. Das Ellerbeker Notgeld wurde 1921 mit Nennwerten von 25 Pf., 50 Pf. und 75 Pf. von der Firma Konrad Hanf in Hamburg herausgegeben. Da sich diese Scheine schon damals als Sammlerobjekte allergrößter Beliebtheit erfreuten, sind uns bis heute Exemplare ohne erkennbare Gebrauchsspuren überliefert.
Die hier abgebildeten Scheine zeigen:
Oben links (50 Pf.): Dorfstraße 2, „Grothsche Kate“, 1977 abgebrochen, Friedenseiche und Gedenkstein.
Oben rechts (75 Pf.): Hauptstraße 6, erbaut 1731, bis 1906 Wohnhaus des Hofes Ramcke (Hauptstraße 4-6), heute ältestes Wohnhaus Ellerbeks.
Mitte links (25 Pf.):
Mitte rechts (75 Pf.): (eventuell Hof Aldag, Dorfstrasse)
Unten links (25 Pf.): Kirchenstieg, 1911 bis 1932 Hof von Hans Jacob Quast, zuletzt Henry Krohn, 2012 abgebrochen.
Unten rechts (50 Pf.): Kellerstraße 5, Schule von 1911.
Wer die Höfe auf den beiden mittleren Fotos benennen kann, gebe uns bitte Nachricht.
Mehr über Notgeld im Kreis Pinneberg lesen Sie im Jahrbuch für den Kreis Pinneberg.
- Jahrgang 1972, Seite 51
- Jahrgang 1992, Seite 13
Martin Ramcke

1941 - 1953  Spritzenhaus

Ellerbek braucht ein neues Spritzenhaus
Alles begann, als das baufällig gewordene Gerätehaus der Feuerwehr (Rellinger Weg/Dorfstraße) 1941 abgebrochen werden musste. Die Freiwillige Feuerwehr zog nun von einer Notunterkunft zur Nächsten.
1946 wird in den Protokollen der Feuerwehr ein Unterstellraum bei der Schule Kellerstraße erwähnt.
1948 ist das Gerätehaus von der Schule in die Volksküche (Spiekermann) verlegt worden.
1949: Umzug in die Scheune von Elsa Kohrs (heute Dorfstraße 1a).
1951 wurde ein gebrauchter Krankenwagen von der Kreisverwaltung gekauft. Dieser wurde umgerüstet und offenbar auf dem Hof Scheuer (Rugenbergener Straße) untergestellt, denn nach einem Großfeuer bei dem Landwirt W. Scheuer am 28.02.1952 heißt es am 18.03.1952: „und dass unser Auto infolge des Brandes bei Scheuer, jetzt bei Frau Wilkens untergestellt ist.“
Im November 1952 beschließt die Gemeindevertretung dann den Bau eines neuen Gerätehauses. Die Grundsteinlegung erfolgt am 02.01.1953 durch den Brandmeister Ernst Rechter. Das Richtfest wurde am 07.02.1953 gefeiert und am 29.05.1953 konnte das neue Gerätehaus bezogen werden.
Soweit die nackten Zahlen.
Die Standortfrage
Böses Blut gab es in der Gemeinde, als ein Grundstück für den Neubau enteignet werden sollte. Die Akten der Kommunalaufsicht des Kreises Pinneberg geben uns Auskunft. [1]
Als einzig möglicher Standort kam für die Gemeinde bzw. den Vorsitzenden des Bauausschusses, Lehrer Willy R. (Vorsitzender der CDU), nur das Grundstück in der Hauptstraße 4 in Frage. [2]
Dieses gehörte aber seit 1936 dem Dipl. Ing. Ernst G. Dieser dachte aufgrund der unsicheren Wirtschafts- und Währungslage nicht an einen Verkauf seines Gartenlandes. Allerdings wurde er auch nicht gefragt. Bereits Ende 1946 wurden Vermessungen auf seinem Land vorgenommen, offenbar ohne den Eigentümer vorher in Kenntnis zu setzen. Erst Anfang 1947 suchten in kurzen Abständen der Bürgermeister und auch der Bauausschussvorsitzende Herrn G. auf, um ihn darüber zu informieren, dass sein Land für den Bau des neuen Spritzenhauses benötigt werde. Falls G. nicht freiwillig verkaufen würde, so würde er eben enteignet.
Der Ellerbeker SPD drängte sich der Eindruck auf [3], dass es dem Lehrer Willy R. bei der Wahl des Grundstückes wohl eher darum ging, „dass Herr R. in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bauausschusses und als persönlicher Feind von Herrn G. für den geplanten Bau des Spritzenhauses ein viel größeres Grundstück durch die Behörde zu enteignen beabsichtige als für den Bau des Spritzenhauses nötig ist, um dann nach der Enteignung wieder von der Gemeinde ein Stück für den Bau seines Hauses abzukaufen. Herr R. wird bald pensioniert und sucht für sein Plattenhaus, was er sich bereits käuflich erworben hat, einen Bauplatz. Zu diesem Zwecke hat er schon verschiedentlich im Dorfe bei Grundbesitzern angefragt und ist überall abgewiesen worden. Um mit der Enteignung Erfolg zu erzielen, ist Herr G. durch Herrn R. bei der Behörde in Pinneberg sehr angeschwärzt worden. Der Antragsteller Lehrer R. ist nicht nur ein großer politischer Gegner des Herrn G., sondern auch sein persönlicher Feind und hat es zwischen diesen beiden Männern schon wiederholt Reibereien gegeben, da Herr R. sein Viehzeug jedes Jahr auf G.s Getreidefeld laufen ließ und sich bisher regelmäßig sein Kaninchenfutter ohne Erlaubnis von Herrn G. von dessen Grundstück geholt hat.
Die Fronten waren verhärtet und die Gegner unversöhnlich.
Bei den Vermittlungsbemühungen der Kommunalaufsicht zeigte sich, dass die Gemeinde durchaus nicht auf das Grundstück von Herrn G. angewiesen war.
Um hier abzukürzen:
Das bisher als Sportplatz genutzte Gelände an der Hauptstraße wurde Bauplatz für das Spritzenhaus. Nach einem Landtausch mit dem Baumschuler Erich Ostermann wurde ein neuer Sportplatz (in der Straße Zum Sportplatz) geschaffen.
[1] Landesarchiv Schleswig Abt. 230.12 Nr. 38F
[2] Die SPD sprach sich gegen die Enteignung aus.
[3] Schreiben der SPD Ellerbek an den Landrat vom 08.07.1947.
Martin Ramcke

1948 - Währungsreform

Nach der Währungsreform standen der Gemeinde Ellerbek keinerlei Mittel aus früheren Ersparnissen mehr zur Verfügung. Rücklagen in Höhe von ca. RM 34.000,-- und der Kassenbestand in Höhe von RM 8.239,-- waren verfallen.
Die Landesregierung stellte Überbrückungskredite zur Verfügung, damit die Kommunen in Ermangelung jeglicher Mittel in die Lage versetzt wurden, ihren ersten notwendigsten Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Ellerbek erhielt für einen Zeitraum von 6 Monaten DM 4.136,15.
Am Tage der Währungsreform musste übrigens die Feuerwehr bei der Geldausgabe in der Zeit von 15:30 Uhr bis 20:00 Uhr eine Wache stellen.
Martin Ramcke

ab 1948 - Ellerbeker Lutheraner

von Erich Schütz

In Anlehnung an die Berichte im Ellerbeker Chronik Heft Nr. 3 und das Bild in „Ellerbek 100 Bilder Dorfgeschichte“, Seite 43.
Hauptlehrer Richard Schmidt übernahm 1948 die Leitung der Ellerbeker Schule in der Kellerstraße. Er war ein sehr starker Vertreter der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde in Ellerbek. In der Schule fand an jedem Sonntag ein Gottesdienst statt den er organisiert hatte. Neben Pastor Fiß hielt auch Pastor Helmut Witt diesen Gottesdienst ab. Richard Schmidt leitete die Kirchengemeinde ehrenamtlich. Er richtete eine Jugendgruppe ein, die durch Karl Meinke, Bernhard Siska und Leonhard Ramcke geleitet wurde. Viele Kinder aus Ellerbek nahmen an der Jugendarbeit teil. Neben Kindergottesdienst wurden Radtouren in die nächste Umgegend und zu Pfingsten ein Zeltlager am Mözener See organisiert. Auch ein Posaunenchor wurde aufgestellt, in dem 1953 auch Wilfried Harder und Erich Schütz eintraten. Geschult wurden sie unter anderem am Plöner See bei Koppelsberg.
Bild links oben: Pfingstradtour zum Mözener See 1955
Hartmut Mrozek, Erich Schütz, Jens Bunge, Peter Wolf  ( …  ) Wilfried Harder, Werner Böttcher, Eckehard Spornhauer, Jugendleiter Karl Meinke
Der größte Wunsch vom Hauptlehrer Richard Schmidt war ein Kirchengebäude in Ellerbek zu errichten. Es gelang ihm für das Kirchspiel Rellingen ein Grundstück hinter dem Schulgebäude mit Zugang von der Hauptstraße zu erwerben. Nun liefen die Vorbereitungen an, um die Kirche zu bauen und es wurden Pläne geschmiedet.
Damit aber schon in Ellerbek eine Glocke die Gemeinde zum Gottesdienst rufen sollte, wurde eine Glocke bestellt. Das Geld dafür wurde von der Kirchengemeinde gespendet und bei dem Theaterstück der Jugendgruppe vom „Verlorenen Sohn“ (gespielt von Bernhard Siska) gesammelt. Das Glockengestell ist von Leonhard Ramcke und Franz Gelhar erstellt und auf dem Kirchengemeinde – Grundstück aufgerichtet worden. Dieser Glockenturm mit der Glocke stand noch viele Jahre, da sie ja dem Kirchenspiel Rellingen gehörte.
Auf dem Bild rechts (Februar 1954) ist eine Schultafel zu sehen, auf der Wanda Schütz neben der Tageslosung die geplante Kirche und zwei Glocken gemalt hatte.
Bild links: Der Blick vom Schulgelände auf den Glockenturm. Im Hintergrund ist die Gastwirtschaft Heins
Auf dem Kirchengrundstück befand sich auch ein kleiner Stall. In Eigenhilfe der Jugendgruppe wurde dieser so eingerichtet, dass dort Jugendarbeit stattfinden konnte.
1955 trat plötzlich eine Änderung in der Kirchengemeinde ein. Pastor Dr. Hoyer wurde auch für Ellerbek zuständig. Pastor Fiß kam nicht mehr und Pastor Helmut Witt wechselte nach Schnelsen und fiel dadurch auch aus. Der Jugendgruppe wurde die bisherige oberste Führung weggenommen. Mit Pastor Dr. Hoyer konnte die Ellerbeker Kirchengemeinde nicht warm werden und eine Jugendgruppe wollte er auf keinen Fall haben. Die Planungen von Richard Schmidt wurden eingestellt, da Pastor Dr. Hoyer schon angefangen hatte ein Gemeindehaus in Bönningstedt zu bauen.
Durch diese Problematik fühlte sich die Ellerbeker Kirchengemeinde sehr brüskiert und es kam zum Eklat. Ein einmaliger Vorgang in der Evangelisch Lutherischen Kirche in ganz Norddeutschland trat ein. Die gesamte Kirchengemeinde in Ellerbek sonderte sich aus dem Rellinger Kirchspiel aus und bildete 1956 unter der Leitung von Richard Schmidt eine neue Evangelische Kirchengemeinde in Ellerbek. Daraus entstand später die Evangelisch Methodistische Kirchengemeinde. Dies war die politische Antwort, da Pastor Dr. Hoyer nur das Hauptaugenmerk auf Bönningstedt gelegt hatte.
Richard Schmidt hatte 1955 ein Haus in Ellerburg in der Danziger Straße gebaut. In diesem Privathaus fand nun der Gottesdienst statt und es kamen auch andere Pastoren aus Hamburg zur Andacht. Diese verschworene Gemeinschaft hinterließ ein großes Loch in der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde in Ellerbek. Die nicht zur Gruppe Richard Schmidt gingen wechselten zu den Gemeinden in Schnelsen oder Rellingen. Erst viele Jahre später bildete sich langsam wieder eine Evangelische Lutherische Gemeinschaft und 1968 konnte das Gemeindeleben mit Pastor Steenbuck ins Leben gerufen werden.
Die Glocke im Dorf Ellerbek wurde danach nur zum Volkstrauertag bei der Totenehrung angeschlagen. Da sie unbewacht und unversorgt war, gammelte das Glockengestell langsam vor sich hin. Durch den Wegzug des TSV-Ellerbek zur neuen Schule war bei der Gastwirtschaft Heins nicht mehr so viel Betrieb und einige Zecher hatten nichts Besseres zu tun, als die gegenüber stehende Glocke zu läuten. Deshalb wurde die Glocke abgebaut und zur Kirchengemeinde Bönningstedt gebracht. In einer Garage fristete sie nun in einer Ecke ihr Dasein.
Einige Ellerbeker, so auch ich, baten die Pastoren Steenbuck und Richter, dass sie die Ellerbeker Glocke von Bönningstedt zurückholen sollten. Als Antwort erhielten sie, die Glocke hätte einen Sprung und wäre dadurch nicht einsatzfähig. Erst der Pastor Drope (heute Probst) glaubte den Bönningstedtern nicht und holte die Glocke mit dem damaligen Bürgermeister David gemeinsam nach Ellerbek zurück. Heute hängt sie im Glockenturm beim Gemeindehaus am Verbindungsweg.

Die Entwicklung der "Ellerburg" und des "Moordammgebietes"

1952 - 1962
Erinnerungen aufgeschrieben von Richard Binn

„Gartenparzelle abzugeben mit Pumpe und Obstbäumen in Ellerbek „Siedlung Ellerburg“. Interessenten melden sich bitte Sonntagmorgen 10 Uhr bei Alma Lüdemann im „Gasthaus Schnelsen“ in Burgwedel“.
Diese Anzeige las ich 1952 im „Hamburger Anzeiger“. Ich ging hin. Weitere sechs Interessenten waren anwesend. Der Preis für die Pumpe und die Obstbäume betrug 300 DM. Ich war der Erste und bekam den Zuschlag. Die Pacht an den Gartenverein betrug DM 27,-  zusätzlich 12 Stunden Arbeitseinsatz pro Jahr für den Wegebau.
Nachdem wir nun Besitzer eines Gartens in Ellerbek waren, fingen wir an zu ackern. Wir gruben das Land ordentlich um und brachten die Saat in die Erde. Nun sollte ja eigentliche alles gut wachsen, aber weit gefehlt. Die Saat kam zwar raus aus der Erde, aber nach einigen Wochen wurde das Gemüse immer kleiner. Irgendetwas hatten wir falsch gemacht.
Im nächsten Jahr, nachdem wir gedüngt hatten, ging es schon besser!
Einige Verwegene wohnten schon auf dem Gelände, obwohl es verboten war! Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, konnte aber nichts machen, denn wohin mit den Leuten. Mit der Zeit wohnten hier immer mehr Leute – Hamburger Flüchtlinge, Ausgebombte, Heimkehrer!
Auf einer Versammlung des Gartenvereins im „Karpfenteich“ wurde vorgeschlagen, das Gelände zu kaufen. Geld hatte allerdings keiner von uns, leider! So zogen sich die Verhandlungen immer mehr in die Länge. Das Land, die heutige Ellerburg, ein abgeholzter Wald, gehörte dem Fiskus, dem Land Schleswig-Holstein. Mal wollte der verkaufen, das andere Mal wieder nicht.
Land gab es zu der Zeit genug; in Eidelstedt kostete es beispielsweise 1951 3,- DM per m², in Schnelsen 2,- DM per m². Das waren so die Preise.
1953 klappte es dann doch mit den Verhandlungen in Kiel, es wurde ein Preis von 35 bis 40 Pfennige pro m² ausgehandelt. Sehr zum Leidwesen einiger Interessenten bekam aber der Gartenverein Ellerburg e. V. den Zuschlag. Innerhalb von 4 Wochen sollte nun das Kaufgeld bezahlt werden. Viele waren aber arbeitslos, andere hatten zwar Arbeit. Aber innerhalb von vier Wochen 500,- DM aufzubringen schien einfach unmöglich zu sein. Schließlich klappte es dann doch noch und wir waren jetzt Eigentümer!
An dieser Stelle sei dem damaligen Vorstand des Gartenvereins noch einmal gedankt für sein rasches Handeln.  Es waren die Vorstandsmitglieder Döscher, Friedrich Schröder, Erich Heinrich und viele andere. Nach Friedrich Schröder wurde später der Marktplatz in der Ellerburg benannt: „Friedrich-Schröder-Platz“.
Jetzt konnte man auch Baugenehmigungen bekommen, allerdings mit Auflagen: Zum Beispiel durfte das Haus nur 64 m² groß sein und die Zimmerhöhe nur 2 m, es durfte kein Keller und kein Spitzdach gebaut werden. Fenster und Türen waren immerhin erlaubt. Was das Kreisbauamt sich dabei gedacht hatte, mag der Himmel wissen. Aber besser eine solche Genehmigung als gar keine.
Ab 1953 wurde nun vorschriftsmäßig gebaut, an allen Ecken und Enden. Nur so konnte man sein eigenes Dach über den Kopf bekommen. Trotz aller Widrigkeiten waren die Leute damals fröhlich und sagten „Guten Tag“, heute ist das anders.
Nach drei Jahren emsigen Schaffens nach Feierabend zogen wir hier ein. Der Bürgermeister Ramcke, ein freundlicher älterer Herr, nahm meine Anmeldung an. Bis wir aber nun wirklich Ellerbeker wurden, bis dahin war noch ein langer Weg. Viele alteingesessene waren von den Neubürgern nicht so sehr begeistert, einige hatten sehr schnell begriffen, dass für Ellerbek eine neue Zeit anbrach.
Die Straßen und Wege waren jämmerlich, Licht hatten die wenigsten, Wasser kam aus der Pumpe und war recht eisenhaltig. Die Schule war im Dorf, kein einziger Feldweg war ausgebaut. Die Brücke über die Mühlenau existierte nicht, dort befand sich nur eine Furt. Bei Hochwasser musste man wieder umkehren und einen anderen Weg suchen. Aber das alles nahmen wir in Kauf, es ging ja aufwärts.
Dann kam die Zeit der „äußeren Erschließung“. Einige forderten nun Straßen, Beleuchtung usw. Aber die Gemeinde hatte kein Geld. Es bleibt noch nachzutragen, dass wir auch die Flächen für die Straßen mit erworben hatten, somit gehörten diese dem Gartenverein. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen zum Ausbau der Straßen, Wege usw. Von 1959 bis 1962, das war die Zeit Erich Heinrichs, wurde das ganze Gelände erst richtig erschlossen.
Das Vereinshaus des Gartenvereins wurde an die Gemeinde verpachtet und als Gemeindebüro und Schule genutzt. Hier wurden die Erstklässler der Ellerburg beschult.
Strom kam über Hochspannungsmasten. Die Siedler kauften einen Mast vom E-Werk Rellingen. An diesem Mast wurden dann 4 – 5 Siedler angeschlossen. Diese mussten dann die Leitungen verkabeln (Prozess geführt und gewonnen).
1960 und 1961 wurde Land für die neue Schule gekauft.
1945 - 1972
Erinnerungen aufgeschrieben von Marianne Beig

„Wir sind 1945 als Flüchtlinge nach Ellerbek (Altdorf) gekommen. Da wir eine große Familie waren, wurden wir auf drei Bauernhöfe verteilt. Als meine Eltern dann 1948 nach der Währungsreform hörten, dass am anderen Ende des Dorfes Gelände in Kleingartenform angeboten wurde, waren wir die ersten Siedler auf dem Gelände (im Neudorf „Ellerburg“). Es war ein abgeholztes Waldstück, so dass der Grund erst urbar gemacht werden musste. Es wurde in Parzellen von 1000 m2 vermessen. Es gab keine Straßen, nur ausgetretene Wege.
Wenn ich nach Hamburg zur Schule fuhr, hatte ich Gummistiefel an. In Schnelsen kamen diese in der Straßenbahn  ins Netz und die Schuhe wurden angezogen. Es war wirklich so. An der Straßenbahnheltestelle konnte man sehen, wer aus der „Ellerburg“ kam.
Strom- und Wasseranschluss war noch in weiter Ferne.
Trotz der widrigen Umstände wurden immer mehr Parzellen mit irgendetwas, worin man wohnen konnte, belegt. (Hier lasse ich Richard Binn zu Wort kommen, er hat es sehr ausführlich geschildert).
Im April 1954 hat das Ehepaar Scheel in der Danziger Straße 32 einen Gemischtwarenladen eröffnet. Zwar schon aus Stein gemauert, aber im Stil einer Baracke. Es war wie im wilden Westen. Man bekam alles, von der losen Milch in der Kanne bis zur Briefmarke. Sogar sonntags konnte man einkaufen. Am schönsten war die frisch geschlagene Sahne. Es war ein Gedicht.
Im September 1954 kamen Post und Lotto dazu. Endlich hatte unser Dorf ein Telefon. Bei der Post bekam jeder Kunde, der auf Abzahlung eingekauft hat, ein gebundenes Heft. Bei jeder Rate wurde das Datum mit dem Stempel „Post Ellerburg“ bestätigt. Im gleichen Jahr wurde in der Danziger Straße 20 eine Filiale der Volksbank von Schmidt eröffnet.
Im Mai 1955 kauften wir uns die Parzelle in der Küstriner Straße. Aber da kostete der m2 schon 3,50 DM. Bei normalem Stundenlohn von 0,45 – 1,20 DM sehr viel Geld! Da waren wir schon sehr froh, dass wir die Volksbank in der Nähe hatten….
1959 wurden die Straßen gebaut. Es war ein großes Chaos, denn es wurden gleichzeitig Wasseranschluss und Siel-Leitung gelegt. Eine Seite war ein tiefer Graben. Auf der anderen Seite lagerte das Material. Wenn einer schwer krank wurde, kam hier kein Krankenwagen rein. Im Notfall musste der Kranke zum Röpenkampsweg gebracht werden. Da kamen die Schubkarren wieder zum Einsatz.
Die Strommasten verschwanden auch, denn es wurden Erdkabel verlangt. Also musste wieder ans E-Werk Rellingen bezahlt werden. Ein Kabel unter der Straße kostete 150,- DM.
Die Ellerbeker aus dem Dorf waren auf uns immer noch nicht gut zu sprechen. Wir hatten nun fließend Wasser und Abfluss, was im Dorf noch nicht üblich war.
Aber nun ging es bergauf. Scheel baute 1964 einen größeren Laden in der Danziger Straße 29 a. Daneben war ein Blumenladen, eine Arztpraxis und den größten Teil des Gebäudes hatte ein Teppichhändler aus Hamburg. Später kam eine Schlachterei.
In den Jahren 1962 bis 1965 kamen die Bungalows an der Pinnau dazu (Mühlenau-Siedlung).
1964 konnten wir und viele andere ein richtiges Haus bauen. Wir hatten große Schwierigkeit, denn es sollte ein kleines Haus mit Walmdach werden. Nach zähem Kampf mit dem Bauamt und dem Glück, dass neben uns drei Grundstücke nicht bebaut waren, bekamen wir die Genehmigung, das Haus mit einer Einliegerwohnung (zu bauen). Das Dach durfte aber nur eine Neigung von 45° haben.
In der Zeit wurden auch die Bungalows am Moordamm gebaut. Am Ende des Moordammes wurden eine Arztpraxis, die Apotheke, die Volksbank, eine Bäckerei und die Zahnarztpraxis errichtet.
Das Gebiet „An der Aue“ wurde auch mit schönen Häusern bebaut (1982).
Nicht zu vergessen die Häuser im Wiesengrund, die 1972 errichtet wurden.
Mit der „Wilhorner Heide“ ist der Ort um Vieles gewachsen, so dass man heute sagen kann: Wir wohnen in einer schönen Gemeinde, denn nun ist alles ein großes Dorf Ellerbek.“

Share by: